Edith-Stein-Gymnasium

“Ich fände es besser, wenn es mehr Rampen für behinderte Leute gäbe“, schrieben viele Mädchen des Edith-Stein-Gymnasiums nach ihrem Stadtteilcheck in Haidhausen auf den Feedback-Fragebogen. Denn bei allen Geschäften und Banken, die die 14 Fünft- und Siebtklässlerinnen beim Projekttag am Donnerstag, den 15.7. 2010 testeten, stellten sie fest, dass es für Rollstuhlfahrer/innen ohne fremde Hilfe nicht möglich ist, hinein zu kommen. Das war für die Schülerinnen ein sehr ernüchterndes Ergebnis, vor allem, da sie auf Nachfragen immer dieselbe Antwort bekamen: „Ein Rampe wäre zu teuer und mobile Rampen sind zu schwer. Das können wir nicht machen.“ Aber immerhin berichteten viele Geschäftsinhaber/innen, dass sie Menschen im Rollstuhl helfen, indem sie sie vor dem Laden bedienen.2010_check_haidhausen1

Die Mädchen machten diese und viele weitere Erfahrungen im Rahmen des Projekts „Auf Herz und Rampen prüfen“ des Kreisjugendring München-Stadt, welches zum ersten Mal in Haidhausen stattfand. Die Teilnehmerinnen konnten selbst ausprobieren, wie es ist, sich mit einem Rollstuhl im Straßenverkehr fortzubewegen und blind oder sehbeeinträchtigt den Alltag zu meistern. Begleitet wurden sie dabei von einem Team von Menschen mit und ohne Behinderung, die mit Rat und Tat zur Seite standen und die vielen Fragen der Mädchen beantworten konnten. Alle Stellen in Haidhausen, die noch nicht barrierefrei sind, wurden von den Teilnehmerinnen notiert, so dass diese an den zuständigen Bezirksausschuss weitergeleitet werden können, um auch baulich für Menschen mit Behinderung etwas zu verbessern. Die Mädchen hatten während des Stadtteilchecks auch direkt die Gelegenheit dazu, die festgestellten Barrieren im öffentlichen Raum weiterzugeben, da Tilla Meyer, die Behindertenbeauftragte des BA 5, den Stadtteilcheck mit großem Interesse und Engagement selbst begleitete.Entdeckt haben die Mädchen z.B. die Ampelanlage an der Kreuzung Kirchenstraße, Wolfgangstraße, Seeriederstraße, die kein taktil-akustisches Signal für Blinde hat. So mussten sich die zu der Zeit blinden Teilnehmerinnen auf ihre sehenden Begleiterinnen verlassen. Allerdings waren die Jugendlichen kaum zwei Schritte auf der Kirchenstraße gegangen, um die Wolfgangstraße zu überqueren, schaltete die Ampel schon wieder auf Rot. Nicht nur für Menschen mit Behinderung eine viel zu kurze Grünphase. Da war die Ampelschaltung an der Preysingstraße auf Höhe der Wörthstraße schon sehr viel besser an die Bedürfnisse der Fußgänger/innen angepasst, allerdings auch wieder ohne taktil-akustisches Signal für Blinde.2010_check_haidhausen3
Neben den baulichen Gegebenheiten, die die Mädchen testeten, fragten sie viele Passant/innen und Geschäftsinhaber/innen nach ihrer Meinung und ließen sich von einem sehr freundlichen Straßenbahnfahrer erklären, wie Menschen im Rollstuhl eine Tram benutzen können. Dieser opferte sogar seine Pause, um den Mädchen die Hubrampe an der vorderen Eingangstür zu demonstrieren.Besonders wichtig war für die Teilnehmerinnen, wie Passantinnen und Passanten reagieren. Neben vielen neugierigen, manchmal auch unangenehmen Blicken trafen sie auf viele hilfsbereite Personen. „Ein Mann hat uns im Rollstuhl gesehen und hat sich in die Ecke gestellt, so dass wir gut durchkonnten“, erzählte ein Mädchen in der Pause.
Für die Mädchen war es ein Vormittag voll Spannung und neuen Erfahrungen. Besonders gefallen hat ihnen, dass auch Menschen mit Behinderung als Betreuerinnen dabei waren und ganz offen über ihr Leben gesprochen haben. Um den anderen Schülerinnen und den Eltern die Erlebnisse des Stadtteilchecks zu erzählen, werden die Jugendlichen Plakate gestalten, die bis zum Sommerfest in der Schule aushängen werden.

Die vollständige Auflistung aller getesteten Stellen in Haidhausen, wurde zur Weiterbearbeitung an den BA 5 übergeben.

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