Grundschule an der Grandlstraße

Blind zu sein ist ziemlich anstrengend“, erkannte ein Mädchen der Klasse 3b der Grundschule an der Grandlstraße in Obermenzing, als sie – ohne etwas sehen zu können, weil sie eine Augenbinde trug – ein gutes Stück an der Verdistraße entlang zurücklegte. Eine Strecke, die sonst für die Schülerin vertraut ist, da sie zu ihrem täglichen Schulweg gehört.

2010_check_obermenzing1 Blind, sehbeeinträchtigt oder im Rollstuhl erlebten 29 Drittklässler diese jedoch aus einer neuen Perspektive und stießen manchmal an Barrieren, die einem sonst als sehende/r Fußgänger/in gar nicht auffallen.

Doch zum Glück waren die Kinder nicht allein unterwegs, sondern nahmen im Rahmen ihrer Projekttage am 22. Juni 2010 an einem Stadtteilcheck mit „Auf Herz und Rampen prüfen“, dem Projekt des Kreisjugendring München-Stadt, teil, das im gesamten Stadtgebiet München Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und in die Lebenswelt von Menschen mit Behinderung einzutauchen.2010_check_obermenzing3

Die Teilnehmenden des ersten Stadtteilchecks in Obermenzing machten sich wissbegierig und voller Tatendrang in drei Kleingruppen auf, um ihr Stadtviertel zu testen. Vor den ersten baulichen Barrieren hieß es aber erst mal: sich orientieren, wenn man blind ist, die Umgebung wahrnehmen, wenn man nur noch 10% sieht und mit dem Rollstuhl richtig lenken und bremsen, auch wenn der Gehsteig etwas schräg zur Straße abfällt. Doch die Kinder meisterten die Herausforderungen schnell. Manchmal jedoch ist eine Orientierung schwer, wenn man blind ist, z.B. wenn neben dem Fußweg noch ein Fahrradweg verläuft, der nur mit einer Linie markiert ist. Aber wie erkennt man diesen? Ein Junge hat auch schon die Lösung gefunden: „Die Grenze zwischen Fahrradweg und Fußgängerweg müsste erhöht sein. Blinde können gar nicht fühlen, wann es zum Fahrradweg geht. Wenn sie dann auf dem Fahrradweg sind, kann es leicht sein, dass ein Fahrrad kommt und Blinde nichts merken. Erst wenn sie auf dem Boden liegen.“2010_check_obermenzing2
Ganz konkret stellten die Kinder an einigen Stellen in Obermenzing fest, dass man noch viel verbessern könnte, damit auch Menschen mit Behinderung sich selbständig bewegen können. So z.B. in der Straße An der Würm, in der teilweise kein Gehweg vorhanden ist und alle gezwungen sind, auf der Straße zu laufen. Positiv aufgefallen ist den Kindern, dass an einigen Ampeln akustisch-taktile Signale für Blinde angebracht sind, allerdings die Ampelschaltungen für Fußgänger/innen so kurz geschaltet sind, dass man bei Grün die Straße nicht ganz überqueren kann, z.B. beim Queren der Verdistraße auf Höhe der Grandlstraße und der Meyerbeerstraße. Alle festgestellten Barrieren im öffentlichen Raum wurden an den BA 21 weitergegeben, mit der Bitte diese zu beheben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert