Pünktlich zum Start des Stadtteilchecks mit „Auf Herz und Rampen prüfen“ am Donnerstag, den 17. Juni 2010 in Englschalking hörte es auf zu regnen und die 17 Kinder der dritten Klasse der Grundschule an der Knappertsbuschstraße konnten sich auf den Weg machen, ihr Stadtviertel mal genau unter die Lupe zu nehmen. Allerdings nicht aus gewohnter Sichtweise als sehende/r Fußgänger/in, sondern als Blinde, Sehbeeinträchtigte und Rollstuhlfahrer/innen.
Beim Stadtteilcheck in Englschalking konnten die Kinder der ihre Erlebnisse gleich direkt an Martin Tscheu vom Bezirksausschuss 13 weitergeben, der den Stadtteilcheck äußerst interessiert begleitete und auch selbst – mit einer Augenbinde – die Erfahrung machte, dass viel Übung nötig ist, um sich als Blinder im Straßenverkehr zu orientieren.
Denn das mit der Orientierung ist so eine Sache, wenn man plötzlich nichts mehr sieht. Ein Mädchen drückte das so aus: „Ich bin immer gegen das Gebüsch gelaufen. Gar nicht geradeaus sondern immer weiter rechts und dann plötzlich immer weiter links, irgendwie im ZickZack.“ Da können dann kleine Bordsteinkanten, die man sonst nicht beachtet schon mal eine gute Orientierung bieten. An einigen Stellen jedoch gibt es Hindernisse, die selbständig nicht überwindbar sind. Z.B. die Wertstoffsammelstelle in der Knappertsbuschstraße, deren Container zu hoch sind, um mit dem Rollstuhl ran zu kommen, und die für Blinde nicht zu unterscheiden sind. Während der Umbau der Container (z.B. mit Beschriftung durch Brailleschrift) einen langen Weg durch die zuständigen Stellen bedeutet, sind andere Barrieren eigentlich einfach zu beheben. So z.B: die Zeitungskästen an der Ecke Knappertsbuschstraße Robert-Heger-Straße, die man nur umdrehen müsste, damit man sie gefahrlos benutzen kann. Denn bisher ist die Öffnung zur Straße hin und man muss den Gehweg verlassen, um ein Exemplar zu kaufen.
Neben den festgestellten baulichen Barrieren gibt es jedoch auch viel Positives zu verzeichnen, so z.B. Geschäfte mit Rampen, wie die Postfiliale in der Knappertsbuschstraße oder die breiten Gänge im Rewe-Supermarkt in derselben Straße. Und auch, wenn der Eingang auf Grund einer Stufe mal nicht so leicht passierbar war, dann haben Passant/inn/en und Geschäftsinhaber/innen freundlich und tatkräftig unterstützt. Nach zwei Stunden Stadtteilcheck zogen die Kinder also insgesamt eine positive Bilanz und hatten sogar noch Energie für das eine oder andere Rollstuhlrennen und Tandemfahren im elektrischen Rollstuhl.
Um die erlebten Missstände im öffentlichen Raum zu beheben und dadurch Veränderungen anzustoßen, wurden diese an den BA 13 weitergegeben. (Liste s. rechte Spalte)