Für sieben Kinder des Jugendtreffs „Das Laimer“ war es am Freitag, den 16. April 2010 so weit, ihren Stadtteil auf Barrierefreiheit zu testen. Mit dabei waren gleich drei Bezirksausschussmitglieder des BA 25 – Stefanie Junggunst, Lisbeth Haas und Doris Lindner -, die mit viel Engagement und Interesse auch selbst zu den Hilfsmitteln griffen, um in die Lebenswelt von Menschen mit Behinderung einzutauchen.
Der Beginn der Route führte die Stadtteilcheck-Gruppe entlang der Gotthardstraße und ließ den Teilnehmenden zunächst Zeit, sich in ihre Rollen einzufinden: um mit dem Blindenlangstock nach Orientierungspunkten zu tasten und sich mit dem Rollstuhl vertraut zu machen. Dabei konnten die Mitarbeiter/innen des Projekts „Auf Herz und Rampen prüfen“ wertvolle Tipps geben, damit auch niemand z.B. an den Absperrungen der Baustellen auf dem Gehweg hängen blieb.
Die erste Barriere im erlebten Alltag stellte der Altkleidercontainer an der Gotthardstraße Ecke Riegerhofstraße dar. Auch mit weit ausgestreckten Armen gelang es Marcus im Rollstuhl nicht, den Einwurfhebel zu erreichen; ohne Hilfe also ein unmögliches Unterfangen. Den Test dagegen sehr gut bestanden hat die Postfiliale in der Gotthardstraße. Die Theke war vom Rollstuhl aus erreichbar und die Mitarbeiterin sehr freundlich. Lediglich zu Beginn gab es Kommunikationsschwierigkeiten, als Felix – zu der Zeit als Blinder unterwegs – die Briefmarke bezahlen wollte, jedoch nicht wusste, in welcher Richtung die Verkäuferin stand. Doch nach einem Moment des beidseitigen Schweigens fasste er sich ein Herz und fragte nach.
Besonders schwierig wurde es dann an der Kreuzung Gotthardstraße Fürstenrieder Straße, beides mehrspurige, viel befahrene Straßen. Die Übergänge sind mit Ampeln ausgestattet, aber ohne akustisch-taktilem Signal für Blinde, die sich jedoch bei dem hohen Verkehrsaufkommen nicht mehr alleinig an den Geräuschen fahrender und stehender Autos orientieren können. Schwierig ist ebenso, dass die Ampeln teilweise so kurz geschaltet sind, dass ein Erreichen der Verkehrsinsel während der Grünphase kaum möglich ist.
Eigentlich sollte der U-Bahnhof Laimer Platz die spannende, aber auch einfach zugängliche Abschluss-Station des Stadtteilchecks werden, was jedoch an der Technik scheiterte. Nach einem problemlosen Abstieg – als Rollstuhlfahrender mit dem Aufzug, als Blinder zu Fuß – in das Untergeschoss, wollte die Gruppe wieder an die Oberfläche. Allerdings blieb just in dem Moment, als die Rollstuhlfahrenden mit dem Aufzug an die Oberfläche fahren wollten, dieser stecken, zum Glück noch mit geöffneten Türen. Die Kinder hatten es nun nicht so schwer, konnten sie doch problemlos die Treppe hoch laufen und die Rollstühle tragen, doch Thomas – ein Mitarbeiter des Projekts und selbst Rollstuhlfahrer – musste mit Hilfe seiner Krücken die Treppe hinauf. Ein mögliches, aber natürlich beschwerliches Unterfangen, obwohl auch er noch Glück hatte. Denn wäre er nun auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen, bliebe nur die Möglichkeit, mit der U-Bahn eine Station zu fahren und den gesamten Weg zurück zu „gehen“. Die Kinder und Jugendlichen erlebten damit ein Paradebeispiel dafür, mit welchen Barrieren Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben – und dies recht oft. Glücklich über die gemachten Erfahrungen fassten die Kinder ihre Erlebnisse zusammen und bewerteten alle getesteten Einrichtungen. Die Ergebnisse und Eindrücke des Checks werden am 19.05.2010 im Jugendtreff „Das Laimer“ im Rahmen der Laimer Stadtteilwochen ausgestellt und können von allen Interessierten eingesehen werden. Eine detaillierte Auflistung der getesteten Stellen in Laim wird an den BA 25 übergeben um im Sinne der Nachhaltigkeit bauliche Veränderungen anzustoßen.