Sehr aufgeregt waren die 22 Drittklässler/innen der Grundschule Guldeinstraße am Freitag, den 16. Juli 2010 schon zur ersten Stunde, als die Betreuer/innen des Projekts „Auf Herz und Rampen prüfen“ in ihr Klassenzimmer kamen. Ganz still hörten sie sich die kurze Einweisung an und waren gespannt, wann es endlich losgehen würde. Dann mussten sie erst aus dem dritten Stock in den Hof gehen, um die eigene Gruppe wiederzufinden, was sich als nicht ganz einfach herausstellte.
Am Dienstag zuvor war bereits das Projekt „Gehen auf Rädern – immer eine Stocklänge voraus!“ des Sportamts München an der Schule gewesen, um den Kindern das Thema Rollstuhlfahren und Blindsein mit Sport- und Spielangebote näherzubringen. Dadurch wussten die Schüler/innen schon, wie es ist, in einem Rollstuhl zu sitzen, wie man ihn lenkt und was man beachten muss, um damit über verschiedene Hindernisse zu fahren.
Neu für die Kinder war es, blind mit einem Blindenlangstock zu laufen und eine Simulationsbrille aufzuhaben. Jedoch waren zwei „echte“ Blinde dabei, die den Kindern die anfänglichen Bedenken nahmen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen. Außerdem erklärten sie ziemlich genau, wie man mit einem Blindenlangstock läuft, um die Hindernisse des täglichen Lebens gut zu meistern. Die Kinder profitierten von ihren Erfahrungen und konnten sich sicher im Straßenverkehr bewegen. Auch die Rollstuhlfahrerin, die mit dabei war, konnte den Kindern eindrucksvoll aus ihrem Leben berichten und ihnen erklären, wie man zum Beispiel Bordsteinkanten meistert, oder was man machen kann, wenn an einem Laden eine unüberwindbare Stufe ist. Die Kinder stellten ziemlich schnell fest, dass ihr Stadtviertel schon sehr behindertengerecht ist. Jedoch merkten sie, dass zum Beispiel an der Tulbeckstraße, Ecke Trappentreustraße der Bordstein auf Null abgesenkt ist und man so nicht merkt, wenn man sich auf der Straße befindet. Für Menschen im Rollstuhl im Prinzip eine angenehme Situation, stufenlos den Weg zu meistern, für Blinde könnte das jedoch ziemlich gefährlich werden.Kurze Zeit später standen die Kinder dann vor einem neuen Problem: Wie überquere ich am Kiliansplatz, Ecke Kazmairstraße die Straße mit dem Rollstuhl, wenn der Bordstein nicht abgesenkt ist? Schnell stand fest, es muss ein Umweg gefahren werden, um sicher die Straße zu überqueren.
Alle festgestellten baulichen Barrieren im öffentlichen Raum wurden an den zuständigen Bezirksausschuss übergeben, so dass sich evtl. auch nachhaltig etwas für Menschen mit Behinderung in der Schwanthalerhöhe verbessert.